Mundartwanderung in Senheim 2015

„Plattschwätzer“ aus Schusters Rappen

Die Mundart-Initiative im Kreis Cochem-Zell e.V. hatte zu ihrer jährlichen Mundart-Wanderung rund um Senheim eingeladen.

Etwa 50 Wanderfreunde hatten sich bei gutem Wetter am Gestade in Senheim eingefunden, darunter auch eine Gästegruppe aus Westfalen. Durch die Weinberge ging es zunächst im Tal nach Mesenich um von dort den Höhenweg zurück nach Senheim zu wandern. Unterwegs gab Vorsitzender Gerhard Schommers Informationen zum sehr besuchenswerten Weinort Mesenich, zur Geschichte der ehemaligen Brauerei auf der linken Moselseite, zum Wein-Heiligen Urban dessen imposantes Denkmal an der Gemeindegrenze Mesenich/Senheim steht von der man einen phantastischen Blick ins Moseltal  mit Senheim, Senhals, Nehren und Mesenich hat. Nach einem Besuch des Grabes des ehemaligen Vorsitzenden Dieter Schlagkamp und der Senheimer Pfarrkirche ging es in die „Wein-Arena“ des Weingutes Schlagkamp wo weitere rund fünfzehn „Nichtwanderer“ die Wandergruppe bei einem Glas Secco, verfeinert mit dem Saft reifer Weinbergspfirsische, erwarteten. Hausherr Andreas Schlagkamp begrüßte die Gäste und übte schon einmal das „Prosit“ für die nachfolgende Weinprobe im MoselWeinMuseum ein. Der große Jugendstilsaal war bis auf den letzten Platz gefüllt zumal eine Theatergruppe aus Büchenbeuren ebenfalls mit probierte und mit einem Sketch in Hunsrücker Mundart auf der Museumsbühne das nachmittägliche Programm eröffnete. Der Nachmittag war ein Wechselspiel zwischen köstlichem Wein, vielen Weininformationen und Mundart-Vorträgen. Wandern und Weintrinken machen hungrig und deshalb war der reichliche „Bacchus- und Lukullus-Teller“, serviert von der Familie Schlagkamp, herzlich willkommen.

Es war ein abwechslungs-und genussreicher Nachmittag – das war die einhellige Meinung der fast hundert Gäste.

Gerhard Schommers

Senheim Ortsführung

Vom "Senheimer Kuckuck", von "Altmai" und "VogteiWeinmuseum Schlagkamp

Senheim erleben – immer ein Erlebnis
Dorfführung in Senheimer Platt mit Dieter Schlagkamp

Die „Mundart-Initiative im Kreis Cochem-Zell e.V. hatte wiederum zu einer „Dorfführung in Platt“ eingeladen, diesmal nach Senheim.
Den ganzen Freitag hatte es gegossen – doch St. Petrus schob am späten Nachmittag die Wolken bei Seite um Platz zu machen für ein wahres „Feuerwerk“ an Informationen, Geschichten und Anekdoten die Dieter Schlagkamp in gekonnter Weise den fast vierzig Teilnehmern übermittelte.

Zunächst gab es in der „VinArena“ des Weingutes Schlagkamp-Desoye ein Glas Riesling-Secco mit dem Gerhard Schommers für die Mundart-Initiative und Dieter Schlagkamp die Gäste begrüßten. Beim anschließenden fast dreistündigen Gang durch Senheim wusste Dieter Schlagkamp an jeder Ecke, an fast jedem Haus eine Geschichte zu erzählen oder ein Anekdötchen zum Besten zu geben. Und bis zum Schluss blieb die Spannung – und kein Auge trocken ob der vielen kuriosen und lustigen Begebenheit aus dem unerschöpflichen Fundus von Dieter Schlagkamp.

Wer diese Dorfführung der besonderen Art mit gemacht hat, weiß nun, dass über die heutige Zeller Straße zu Beginn des 20. Jahrhunderts eine Eisenbahn gebaut werden sollte, deshalb heißt diese Straße bis heute im Volksmund „Bahnhof“ und die Bewohner die „Bahnhöffer“. Der „Park“ besteht aus drei wuchtigen Bäumen und stellt den Dorfmittelpunkt und damit die Nachrichtenbörse des Dorfes bis heute dar.
Man erfuhr, dass „Altmai“ nichts mit dem Monatsnamen zu tun hat sondern der Ursprung ein ehemaliges Altenheim an dieser Straße ist. Die Bewohner saßen auf der Straße zum „maien“ – also um Neuigkeiten auszutauschen.
Am „Drillesplatz“ stand bis ins 17. Jahrhundert der „Drilles“, ein Folterwerkzeug, in Form eines drehbaren Korbes in dem Missetäter so lange herumgewirbelt wurden bis
sie im schlimmsten Falle zu Tode kamen. Die Teilnehmer erfuhren aber auch, was es mit dem „Doppeldecker“ und dem „Spillverdärwer“ auf sich hat.

Besitztümer der Kölner Kirche in Senheim sind schon 1067 belegt. Bis ins 18. Jahrhundert war Senheim „dreiherrig“. Land, Weinberge und bestimmte Teile des Dorfes gehörten teils dem Kurfürsten von Trier, teils den Grafen von Sponheim, teils den Herren von Braunshorn-Metternich. In der Steuerstatistik von 1702 sind bereits 300.000 Stock Weinberge in Senheim angegeben. 1815 wurde Senheim preußisch

An der Stelle der heutigen St. Katharinen-Kirche soll bereits im 9. oder 10. Jahrhundert eine Kapelle gestanden haben. Die Senheimer Pfarrkirche wurde ab 1075 erbaut und hat eine prachtvolle Ausstattung, darunter ein Barockaltar von Januarius Zick.

Großes Unglück kam über Senheim beim Großbrand am 13. August 1839. Fast das ganze mittelalterliche Dorf – 106 Wohnhäuser, 22 Kelterhäuser und 7 Scheunen wurden ein Raub der Flammen. Nur die Pfarrkirche, die „Vogtei“ und eine Hand voll
historischer Fachwerkhäuser wurden verschont.
Beim Wiederaufbau von Senheim zeigte die Gemeinde mit Hilfe eines Planers Mut und Weitsicht. Die bis dahin ganz eng bebaute Gemeindefläche wurde nach dem „römischen System“ in Quadrate mit breiten Straßen aufgeteilt um so einer nochmaligen Brandkatastrophe vorzubeugen.

Das oft durch Hochwasser gebeutelte flußnahe Senheim mit seinem großen Vorland erhielt im Rahmen des Moselausbaus einen Hochwasserdamm und ist damit hochwasserfrei. Mit dem Bau der Moselbrücke und des Hafens 1965 – 1967 erzielte
Senheim durch die bessere Anbindung an die Verkehrswege einen wirtschaftlichen Aufschwung. Senheim erfreut sich großer Beliebtheit als „zweite Heimat“. Zahlreiche
Neubürger haben sich in Senheim nieder gelassen, darunter auch Künstler und Wissenschaftler.
Bei einem Glas guten Senheimer Riesling klang der gelungene Abend im MoselWeinMuseum Schlagkamp-Desoye mit seinen rund 10.000 Sammelstücken aus den Bereichen Weinbau und Kellerwirtschaft aus.

Die nächste Dorfführung in Platt kann man am Freitag, 24. September 2010 ab 17 Uhr mit Joachim Barden in Ernst an der Mosel erleben.
Alles Wissenswerte über die Mundart-Initiative findet man im Internet unter www.unser-platt.de.

Gerhard Schommers


Wanderung 2015
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