Über achtzig Brunnen versorgten „Masdasch“ mit frischem Wasser
Die Mundart-Initiative im Kreis Cochem-Zell e.V. hatte zu einer Dorfführung in Platt nach Mastershausen eingeladen – und rund vierzig Teilnehmer erlebten einen mit vielen interessanten Eindrücken gespickten Abend.
Treffpunkt war der einem römischen Wachtturm nachempfundene Aussichtsturm an der Straße nach Haserich. Bei Erdarbeiten wurden in der Nähe des Turms die noch gut erhaltenen Stümpfe des spätmittelalterlichen Galgens gefunden – und zwei Skelette. Es kann darüber spekuliert werden, ob Delinquenten, die den schrecklichen Tod am Galgen fanden, dort begraben wurden weil sie wohl nicht für würdig angesehen wurden, auf dem Gemeindefriedhof beerdigt zu werden.
Der Turm wurde in den Jahren 2008/2009 von Mastershausener Bürgern in Eigenleistung gebaut. Man hat von dort einen herrlichen Rundblick: in die Eifel bis zur Hohen Acht, im Hunsrück bis zum Soonwald. Ein Kranz von Dörfern reiht sich um Mastershausen, das erstmals in einer Urkunde der Königin Richeza von Polen
im Jahr 1056 als „Malestreshusen“ erwähnt wurde. Dreizehn Dörfer grenzen an die ca. 1.200 ha große Mastershausener Gemarkung.
Nach der Begrüßung durch Ortsbürgermeister Toni Christ und Gerhard Schommers von der Mundart-Initiative übernahm Ewald Peter Christ, besser bekannt als „dä Pidder“, das Wort. Der Großteil der Gemeindefläche ist im Besitz der Gemeinde.
Früher erhielt jeder Bürger nach der Heirat gegen eine Gebühr sein „Bürgerteil“,
also ausreichend Acker- und Wiesenflächen um die Familie als Selbstversorger zu ernähren.
Nach der Fahrt ins Dorfzentrum übernahm es Franz Lorenz am ehemaligen „Stierstall“ und vor dem früheren Gemeindebrunnen die Besuchergruppe. Franz Lorenz hat die ehemals über achtzig privaten und öffentlichen Brunnen des Dorfes erkundet und weiß zu jedem dieser Brunnen eine Geschichte zu erzählen. Erst 1922 erhielt Mastershausen eine zentrale Wasserversorgung. Trotzdem sind bis heute noch rund dreißig der alten Brunnen, aus denen Menschen und Vieh mit frischem Wasser versorgt wurden, intakt.
Das älteste Haus in Masterhausen, das 1668 erbaute „Haus Pies“, heute im Besitz der Familie Haberkamp, begeisterte die Besucher nicht nur durch seine wunderbar renovierte Fassade sondern ebenso durch den gepflegten Bauerngarten.
Vor Kirche und altem Pfarrhaus berichtete Monika Sabel-Scherer vom Leben, Arbeiten und Feiern in Mastershausen – früher und heute. Das Vereinsleben ist sehr aktiv, die Dorfgemeinschaft hält zusammen. Mit zwei noch aktiven kleinen Läden sichert man eine Grundversorgung mit Waren des täglichen Bedarfs und der Traditionsladen von „Räidasch Hermann“ ist nicht nur Einkaufsstätte sondern auch Treffpunkt für den aktuellen Informationsaustausch.
Für die bäuerliche Arbeit in Feld und Wald waren Transportmittel unerlässlich. Es gab zwei Stellmacher im Ort und die Schmiede der Familie Christ sorgte für das „Beschlagen“ der Holz-Speichenräder. Senior Helmut Huhn steht mit 83 Jahren noch jeden Tag in der Werkstatt und demonstrierte, wie bis zu den 30er Jahren die Wagenräder mit Eisenreifen beschlagen, die Naben mit Eisenringen gesichert und die Achsen mit Eisenbuchsen ausgestattet wurden.
Seit dem 13. Jahrhundert ist eine Kirche in Mastershausen dokumentiert, davon steht bis heute noch der wuchtige romanische Turm der allerdings in den 1920er Jahren eine barocke Kirchturmspitze erhielt.
Im Jahr 1776 wurde ein barockes Kirchenschiff fertiggestellt und mit wertvoller barocker Ausstattung versehen. Der Kirchenraum war Anfang der 1960er Jahre zu klein und auch baufällig geworden. Deshalb entschloß man sich zum Neubau des Kirchenraumes in moderner Form mit rund 600 Sitzplätzen. Die alte Ausstattung,
also barocker Hauptaltar mit Seitenaltären, Kanzel, Kommunionbank und weiteren Ausstattungsdetails aus dem 18. Jahrhundert ergeben zusammen mit dem modernen Bau eine prächtige, aber würdige Atmosphäre.
Bei einem Umtrunk in einer nahe gelegenen Gasttätte klang ein erlebnisreicher Abend aus.
Gerhard Schommers