Eine Führung durch den Ort der Nääfer Furteretscher
15. August 2009
Eine Veranstaltung der Mundart-Initiative im Kreis Cochem-Zell e.V., und die erfolgte in einem echten Nääfer Platt! Franz Josef Blümling ist leidenschaftlicher Ur-Neefer und kennt sich in der Geschichte seines Heimatortes bestens aus. Mit Stolz hat er durch die Gassen geführt und manch sonderliche Begebenheit aus vergangenen Zeiten zu berichten gewusst.
Er hat auch erklärt, weshalb die Neefer Furteretscher genannt werden, und er hat auch darauf hingewiesen, dass alles, was er zu erzählen weiß, nicht Nääfer Wend ist.
Neef ist ein kleiner Ort – hat aber eine große Geschichte. Der Ort als solcher hätte in der Geschichte kaum eine Rolle gespielt – gäbe es dort nicht die optimale Weinbergslage, die sich heute Frauenberg nennt. Und Wein war im Mittelalter sehr begehrt.
Bereits anno 623 hatte der fränkische König Dagobert ein ursprüngliches römisches Weingut in Neef, das er der Domkirche in Metz schenkte. Für diese war nun Navesmehr als 500 Jahre lang der Hauptweinlieferant.
In mehr als 80 Urkunden werden Neefer Angelegenheiten von Päpsten, Kaisern, Königen, Bischöfen, Äbten und Pröpsten geregelt. Und eigentlich ging es dabei immer nur um Wein und Weinberge.
Klöster und Kirchen, Ritter und Grafen hatten Weinberge in Neef.
Dreh- und Angelpunkt war die Burg von Neef, die um das Jahr 900 vom Reich als Hof- und Verwaltungsgebäude für die Metzer Domkirche gebaut wurde. Sie hatte drei Türme und war von einem Wassergraben umgeben.
Der König, verlieh (verlehnte) die Burg an die Herren von Neef. Es waren dies die Grafen von Sponheim, von Scharfeneck und von Homburg. Sie waren auch als Truchsessen für den Küchendienst auf dem pfalzgräflichen Hof in Heidelberg zuständig.
Später besaß die Burg das Erzbistum Trier, das sich von Amtmännern vor Ort vertreten ließ -und zwar von den Rittern von Metzenhausen und von Eltz. Von Bedeutung ist auch, dass in der Neefer Burg Kurfürst Johann III., als Sohn des Heinrich von Metzenhausen und dessen Ehefrau Margaretha Boos von Waldeck, geboren ist.
Nach Verwüstungsaktionen des Franz von Sickingen und des Markgrafen Albrecht von Brandenburg fügten dem Gebäude auch die Schweden und Spanier im Dreißigjährigen Krieg erheblichen Schaden zu. Letztere donnerten zwei Tage lang von einer Felsplatte des gegenüberliegenden Vogelsang auf das Gebäude ein und setzten es in Brand.
Die Burg wurde nach Zerstörungen immer wieder aufgebaut und hat dadurch ihre Ursprungsform verloren. Bei neuzeitlich vorgenommenen Tiefbauarbeiten hat man Mauerwerke gefunden, die den mächtigen ursprünglichen Bau unter Beweis stellen. Heute sind nur noch der große Weinkeller, dessen Kreuzgewölbe auf rechteckigen Pfeilern ruht und das 4 m dicke Mauerwerk Zeugen des ehemaligen imposanten Gebäudes, das auf einer Landkarte aus dem Jahr 1511 auch so zu erkennen ist.
Und diese bewegte Geschichte hat im Ort Spuren hinterlassen. Leider sind während des letzten Krieges mehr als 50 Häuser im historischen Unterdorf zerbombt worden. Ein Rest von Bauten mit geschichtlicher Bedeutung, aber auch beachtenswerte Bauwerke aus nachmittelalterlicher Zeit, lassen einen interessanten Dorfgang gestalten.
Franz Josef Blümling
Die Rheinzeitung berichtete ausführilich über die Dorfführung in Neef. ...mehr: neefrz.pdf [3.285 KB] |