Geschichten und Lieder in den moselfränkischen Mundarten von Mosel – Eifel – Hunsrück
Sonntag, den 6. April 2014, in der Rosenthalhalle Binningen/Eifel
Zu ihrem vierzehnten Mundart-Nachmittag seit der Gründung der Mundart-Initiative im Kreis Cochem-Zell e.V. hatten die „Plattschwätzer“ am Sonntag, 6. April 2014 in die Rosenthalhalle in Binningen/Eifel eingeladen. „Mir schwätze Platt“ ist das Motto der rund zwanzig Aktiven, die mit Sprech-, und Gesangsvorträgen in der Mundart von Eifel, Mosel und Hunsrück ein spannendes, abwechslungsreiches, unterhaltsames Programm boten. Nicht nur die Mundart-Nachmittage sind gut besucht, auch zu den Dorf-. und Stadtführungen „in Platt“ kommen immer bis zu hundert Teilnehmer. Ebenso beliebt ist die seit 2013 zweimal jährlich erscheinende Vereinszeitung „Mir Plattschwätzer“. Neben dem unterhaltsamen Programm werden „Speis und Trank“ zu günstigen Preisen angeboten.
Es trugen vor:
Werner Arbogast, Ediger-Eller
Joachim Barden, Ernst
„Die Hunsrecker“ mit Rudi Massmann, Günter Castor,
Hans-Werner Pies, Wolfgang Jung und Paul-Heinz Pulger
Albert Jung, Forst-Molzig
Manfred Millen, Altstrimmig
Rainer Ningel, Hambuch
Josef Oster-Daum, Binningen
Inge und Paul-Heinz-Pulger, Pulgermühle
Ute Schneider, Ellenz-Poltersdorf
Peter Stork, Zell-Kaimt
Werner Wendel, Laubach
Agnes Wilhelms, Peterswald-Löffelscheid
Moderation: Hermann Schneider, Kaifenheim
Die Gemeinde Binningen hatte die geräumige, moderne Halle schön dekoriert. Ein Team Binninger Bürger stand bereit, die fast 200 Besucher mit Speis und Trank zu versorgen. Der stellvertretende Vorsitzende Manfred Millen begrüßte die Gäste und erinnerte an den viel zu frühen Tod des Vorsitzenden Dieter Schlagkamp im Januar 2014. Das Gedenken, untermalt von „Im weiten deutschen Lande“ intoniert von Paul-Heinz Pulger, war ein sehr emotionaler Moment.
Als Hausherr begrüßte Bürgermeister Günter Urwer in launigen Worten die Gäste bevor Moderator Hermann Schneider aus Kaifenheim das Wort übernahm. Den Reigen der Vorträge eröffnete Joachim Barden in bestem Ernster Platt mit seinem Vortrag „Ön Strouswöddschaft“ gefolgt von Josef Oster-Daum, dem „Binniger Jung“ mit „Besje Verzell ous Binnig“ begleitet auf der Gitarre. Agnes Wilhelms aus Peterswald-Löffelscheid berichtete über „Erinnerunge an main Kendhäät“. Sie berichtete über die Zeit, als noch der Klapperstorch die Kinder brachte und die Kinder weggesperrt wurden, wenn die Kuh kalbte. „Weshalb hat man uns so dumm gehalten?“ war ihr Fazit.
Albert Jung aus Forst-Molzig zitierte zunächst Heinz Erhard, allerdings in Forster Platt bevor er das Abenteuer mit der wieder auferstandenen Katze erzählte. Fünf gestandene Hunsrücker vom „Strimmiger Berg“, alles Mitglieder des in der Region sehr bekannten Männergesangvereins Liesenich, berichteten mit ihrem Gesangsvortrag über „Enn hääß Hint“ (Eine heiße Nacht). Es war keine „Liebesnacht“ wie mancher erwartet hatte. Der von Hans-Werner Pies verfasste Texte beschrieb eine ungewöhnlich warme Sommernacht auf dem Hunsrück und wie die Hunsrücker einen solchen Abend erleben.
Nach der Pause stand Rainer Ningel aus Hambuch auf der Bühne. In gekonnten Versen berichtete er, wie ein Eifeler Jung „beijchte jing“ und nach der Beichte die „Versuchung“ ihn schon auf dem Heimweg traf. „Beerhannes Stiffje“ war die zweite Heimat vieler Hambucher Männer und manche Ehefrau musste ihren Mann mit mehr oder weniger sanfter Gewalt nach Hause bringen. Im dritten Beitrag beschrieb Rainer Ningel wie stark das Französische auch unsere heimische Mundart beeinflusst. Als Inge und Paul-Heinz Pulger von der Pulgermühle über „Die Mille unn ia Zait“ berichteten wurde es ganz still im Saal. Der sehr romantische und emotionale Text, gesprochen und gesanglich von Inge und Paul-Heinz vorgetragen, traf die Herzen der Zuhörer.
Und wie „Uustere on der Mussel“ früher so abgelaufen ist, darüber berichtete Ute Schneider aus Ellenz-Poltersdorf. Die Rituale mit Verwandtenbesuchen und deren Gegenbesuche war für die Kinder ein Graus. Sie wurden etwas versöhnt von dem, was der „Osterhase“ gebracht hatte. Als Manfred Millen aus Altstrimmig den „Hunsrücker Läwwenslaaf“ vortrug, hätte man im Saal die berühmte Stecknadel fallen hören. Manfred Millen versteht es nicht nur, hervorragende Texte zu schreiben – auch seine Art des Vortrags begeistert die Zuhörer. Nach diesem eher besinnlichen, nachdenklichen Vortrag strapazierte Werner Wendel aus Laubach mit seinen Stories über „Bäim Bosch on Millebach“ die Lachmuskeln. So schnell konnten gar nicht die Haare wachsen wie die Eifeler Männer zum „Bosch“ kamen. Es ging ja eigentlich nur nebensächlich ums Haareschneiden, wichtiger war die Unterhaltung und der Austausch von Neuigkeiten. Und der kleine Werner Wendel bekam lange Ohren wenn die Männer ihre Geschichten erzählten die er bis heute nicht vergessen hat.
„Freher wohr alles annischter“ behauptete Peter Stork aus Kaimt und belegte seine Behauptung mit vielen Beispielen wie sich die Zeiten geändert haben. Zum Abschluss versammelten sich alle Aktiven auf der Bühne um gemeinsam zum guten Abschluss des Abends „Kein schöner Land“ zu singen.
Gerhard Schommers