Pünderich 2015

„Plattschwätzer“ besuchten Pünderich

Die Mundart-Initiative im Kreis Cochem-Zell e.V. hatte zu einem Besuch des Moselortes Pünderich eingeladen – und rund vierzig Teilnehmer aus der Eifel, vom Hunsrück und von der Mosel erlebten mit Paul-Ludwig Mertes in echtem „Pinnericher Platt“ einen hoch interessanten Gang durch das Winzer- und Feriendorf.

Wenn man in der Nähe der Fähre am Moselufer steht weiß man nicht recht wohin man zuerst schauen soll. Auf der einen Seite die Mosel und die sehr gepflegten Weinberge der Weinbergslage „Pündericher Marienburg“ gekrönt von der Marienburg selbst – auf der anderen Seite ein Blick in das Fachwerk-Ensemble von Rathaus, Fährhaus und Bürgerhäusern.

Die Marienburg liegt zwar in der Gemarkung der Stadt Zell aber Pünderich genießt den Panoramablick auf die „Zuckerseite“ dieses einmaligen Moselabschnitts.

Schon 1127 wird erstmals eine Kirche auf dem „Petersberg“, dem Platz der Marienburg, urkundlich erwähnt. 1142 wird dort oben auf dem Berg ein Kloster als „Filiale“ des Klosters Springiersbach gegründet. Heute gehört die Marienburg dem Bistum Trier und wird als Bildungszentrum genutzt. Die Marienburg und die Umgebung werden allerdings auch von zahllosen Spaziergängern und Wanderern benutzt. Diese und die Anwohner der Region bedauern jedoch dass das Bistum keine Gastronomie auf dem Gelände ermöglicht. Es scheint, dass der wirtschaftliche Profit dem Bedarf und dem Wohl der Urlaubsregion vorgezogen wird.

Zurück nach Pünderich: Was gleich ins Auge fällt ist das 1621 erbaute Fährhaus mit schönstem, wundervoll dekorierten Fachwerk. Gleich dahinter fällt das schon 1548 erbaute Rathaus auf. Zentrum der Fachwerkfassade ist der „Wilde Mann“, wie diese im Zentrum der Fassade befindliche Holzkonstruktion in Fachkreisen genannt wird. Was Gemeindeordnung und Gesetzgebung angeht so waren die Pündericher, in der Umgebung die „Gesetzkrämer“ genannt, vorbildlich. Schon 1618 gab sich Pünderich erstmalig eine Gemeindeordnung die das Zusammenleben im Dorf regelte.

Pünderich liegt auf einem Gleithang nahe am Moselufer. Das hat zur Folge dass Hochwasser in Pünderich Dauerthema war und ist. Der „Pegel“ am Moselufer zeigt die Hochwasserstände mehrerer Jahrhunderte und demonstriert, dass die Moselallee und ein breiter Streifen des moselnahen Dorfes immer wieder überschwemmt wurden.

Pünderich lebt vom und mit dem Wein. Wenn auch die besten Weinberge auf der gegenüber liegenden Moselseite zu finden sind so war und ist der Pündericher Wein seit Jahrhunderten bekannt und beliebt. Nicht umsonst hatten zahlreiche Klöster und Stifte der Umgebung Weinbergsbesitz in Pünderich. Paul-Ludwig Mertes verlas eine wirklich „ellenlange“ Liste der kirchlichen Einrichtungen die in Pünderich „begütert“ waren. Ein „Relikt“ der Weinbautradition ist das 1877 erbaute „Eichamt“ das zwar stillgelegt wurde aber immer noch die Gerätschaften der von der preußischen Regierung vorgeschriebenen regelmäßigen Eichung der Weinfässer zeigt.

Sehenswert ist die Pündericher Kirche. Jahrhunderte lang war die Kirche auf dem „Petersberg“, also dem Platz der Marienburg, der „Kirchort“ der Pündericher. 1529 begann der Bau der ersten Pündericher Kirche die 1766-1781 durch den Barockbau der heutigen Pfarrkirche ersetzt wurde. Die wertvolle „Stumm-Orgel“ wurde 1813 -1815 eingebaut.

Nach diesem hoch interessanten Rundgang durchs Dorf ließ man sich in einer Pündericher Straußwirtschaft den guten Pündericher Wein und deftiges Essen schmecken.

Gerhard Schommers