Eine Erlebniswanderung durch das Kaulenbachtal.
Die Mundart-Initiative im Kreis Cochem-Zell hatte in Zusammenarbeit mit dem „Verein zur Erhaltung der Schiefbergbaugeschichte“ zu einem Besuch des Kaulenbachtals bei Müllenbach, Laubach und Leienkaul eingeladen. „Komm jaste mott en die Koulebersch“ war das Motto und Hubert Köhn führte rund fünfzig Besucher in original „Millebaacher Platt“ in das landschaftlich überaus reizvolle und mit vielen Spuren der Vergangenheit bestückte Kaulenbachtal.
Vom soeben renovierten und professionell ausgestatten „Kulturzentrum Schieferregion – Altes Pfarrhaus“ gegenüber der Müllenbacher Kirche ging es nach einer kurzen Begrüßung durch Gerhard Schommers von der Mundart-Initiative und Dieter Laux vom „Schieferverein“ über den Schiefergruben-Wanderweg hinab ins Kaulenbachtal. Die Geschichte der Orte Müllenbach, Laubach und Leienkaul ist eng verknüpft mit dem Schieferbergbau. Zwischen den Orten liegt das Kaulenbachtal mit seinen riesigen Schieferhalden und den zahlreichen vom „Schieferverein“ wieder frei gelegten Stollen und Werksgebäuden von denen allerdings nur noch die mittlerweile gesicherten Grundmauern vorhanden sind. Zwischen 1695 und 1959 förderte man hier den qualitativ besten Dachschiefer des linksrheinischen Schiefergebirges. In mühevoller Handarbeit wurden Stollen in den Berg getrieben und die ausgebrochenen bis 150 Kilo schweren Schieferstücke ebenso mühevoll ans Tageslicht gebracht. Eine gefährliche und kräftezehrende Arbeit. Es wird berichtet, dass die Schieferbrecher selten älter als 45 Jahre wurden.
In den Hütten vor den Stollen verarbeitete man den Rohschiefer zu Dachschiefer der mit Pferde- und Ochsengespannen ins Moseltal bei Klotten, später nach dem Bau der Eifel-Eisenbahn zum Bahnhof Laubach gefahren wurden. Erst ist späteren Jahren wurde der mühevolle Transport mit der Hilfe von Dampfloren und Seilzügen erleichtert. Aber die harte Arbeit in den vielen Stollen der Region blieb. Nur an einer Stelle, in der sogenannten Escherkaul, erfolgte das Brechen des Schiefers im Tagebau.
Jeder Stollen hatten seine Namen. Da man in der alten Zeit sehr abergläubisch war vermutete man in der Tiefe des Berges die Hölle so dass eine der Gruben den Namen „Höllenpforte“ erhielt. An mehreren Stellen wurden statt der Stollen Tiefbaugruben gegraben und der Schiefer auf mehreren Sohlen abgebaut, z. B. in der Grube „Maria Schacht“ auf dem Gebiet der Gemeinde Leienkaul. Diese Grube wurde erst 1959 geschlossen und der Förderturm leider in den achtziger Jahren abgerissen.
Die Teilnehmer der rund sieben Kilometer langen Wanderung waren von der Schönheit der Landschaft begeistert und von den riesigen Schieferhalden beeindruckt.
Ein kurzes Gewitter mit einem Regenguss konnte die Begeisterung der fünfzig Wanderer nicht beeinträchtigen. Mit vielen unvergesslichen Eindrücken kehrte die
Gesellschaft im „Kulturzentrum Schieferregion – Altes Pfarrhaus“ ein um bei gutem Moselwein, den die Mundart-Initiative mit gebracht hatte, und vielen Gesprächen einen erlebnisreichen Tag abzuschließen. Der Besuch dieses neuen Kulturzentrums ausgestattet mit vielen Dokumenten und interessanten Exponaten aus der Schiefergrubenzeit kann nur empfohlen werden. Informationen zum „Schieferverein“ unter www.schieferverein.de.
Gerhard Schommers