„Plattschwätzer“ von Mayen begeistert
Ziel des diesjährigen Ausflugs der Mundart-Initiative war Mayen in der Eifel. Eine gute gelaunte Reisegesellschaft verließ schon am frühen Morgen die Mosel denn um 10.30 Uhr erwartete Werner Blasweiler die Plattschwätzer vor dem historischen Mayener Rathaus zu einer Stadtführung in Mayener Mundart. Der Ur-Mayener machte von vorneherein klar, dass er keine historischen Daten zum Besten gibt und nicht die Baustile der den großen Marktplatz umgebenden Häuser erklärt. Sein Ziel sei es zu erklären, wie der „eingeborene“ Mayener denkt und lebt, wie er mit seinen Mitmenschen, seinen Sorgen, Nöten aber auch Freuden umgeht. Und das ist Werner Blasweiler hervorragend gelungen. Seine Art, Mayener Anekdoten an den Mann zu bringen war unübertrefflich und er hatte die Lacher auf seiner Seite. Dass man trotzdem beim Rundgang Mayen einst und heute auch optisch kennenlernte schien ein Nebeneffekt zu sein – gelang aber trotzdem. Mayen wurde bei einem Bomberangriff am 2. Januar 1945 zu fast 90% zerstört. Dass trotzdem eine erstaunlich umfangreiche historische Substanz erhalten oder wieder hergestellt wurde das war eine große Leistung der Mayener Bevölkerung. Die Besucher erlebten eine gemütliche, liebenswerte kleine Stadt.
Nach dem Mittagessen war das Deutsche Schiefermuseum tief unter der wunderbar erhaltenen und gepflegten „Genovevaburg“ das Ziel. Über zahllose Stufen oder mit dem Aufzug ging es 16 Meter tief in den Berg. Zwar ist in den unterirdischen etwa 350 Meter langen Stollen nie Schiefer abgebaut worden, dafür über Jahrhunderte an anderer Stelle um Mayen, vor allem am „Katzenberg“ wo heute noch in 300 Meter Tiefe „Moselschiefer“ abgebaut wird. „Moselschiefer“ deshalb, weil vor dem Bau von Überlandstraßen und Eisenbahn der Schiefer per Fuhrwerk zur Mosel gefahren wurde um von dort per Schiff abtransportiert zu werden.
Die Stollen unter der Genovevaburg waren zunächst Luftschutzbunker für die Mayener Bevölkerung während des Bombenkrieges. Bis zu zweitausend Personen hatten in den Stollen Platz. In den Jahren um 2000 wurden diese in den Schiefer getriebenen Stollen zum „Deutschen Schiefermuseum“ ausgebaut. Anschaulich wird dort gezeigt wie früher per Hand und zunehmend mit der Hilfe von Geräten und Maschinen die Schieferblöcke aus dem Berg gebrochen und anschließend „über Tage“ geschnitten und zu den berühmten und Jahrhunderte haltbaren Schieferplatten zum Decken von Gebäuden aller Art verarbeitet wurden. Früher arbeiteten bis zu 3.000 Menschen in Schieferabbau- und Verarbeitung, heute sind es nur noch rund 200.
Den schönen Abschluss des erlebnisreichen Tages bildete der Besuch des Bauerncafés „Bauernschmause“ in Polch. Dort hat die Familie Loch ihren ehemaligen Bauernhof zu einer gemütlichen mit altem Mobiliar eingerichteten Einkehr umgebaut. Mit leckeren, riesigen Kuchenstücken, gutem Kaffee aber auch deftigen Speisen werden die Gäste zu günstigen Preisen verwöhnt.
Gerhard Schommers