Unter diesem Motto hatte die Mundart-Initiative im Kreis Cochem-Zell e.V. zu einer Dorfführung in Platt am 20. Juli 2012 nach Briedel eingeladen. Als kundiger und in echtem Briedeler Platt schwätzender Gastgeber fungierte Norbert Schneiders.
Die Mitarbeiterin der Rhein-Zeitung, Frau Susanne Retzlaff, berichtet in der RZ vom 27. Juli wie folgt:
„20 Jahre lang musste er sich als Ortsbürgermeister bemühen, Hochdeutsch zu sprechen – nun war für Winzer Norbert Schneiders „Plattschwätze“ angesagt. Für die Mundart-Initiative im Kreis Cochem-Zell führte er rund 50 Neugierige durch sein Heimatdorf Briedel. Diese hatten bei einer solchen Vergangenheit nicht nur Verständnis, wenn ihm insbesondere bei Zahlen noch die eine oder andere hochdeutsche Nummer entschlüpfte, sondern leistere sachkundige Sofortilfe: „Finnefte heißt dat“.
Die alte Schule (1832) ist inzwischen an einen auswärtigen Architekten verkauft, den alten Torbogen zum Himmeroder Hof zieren die beiden für Briedel typischen Ringe. Sponheimer und Springiersbacher Hof existierten friedlich in direkter Nachbarschaft. In den 1980er Jahren wurde über den Dorfentwicklungsplan der Erhalt und die Renovierung alter Bausubstanz nicht unerheblich gefördert.
Schade, dass man an Briedel auf der Bundesstraße so leicht vorbeifährt. Da entgehen einem lauschige Ansichten wie der Malerwinkel. Rund um das alte Rathaus neben dem im 16. Jahrhundert auf 14 Ständern errichteten Marienburger Hof und von Speicher- und Winzerhäusern umgeben ist ein malerisch blühender Winkel entstanden „Schuh schih“ murmelte ein Mitläufer in Platt. An das einige Schritte entfernte barocke Gebäudeensemble grenzt das mit Runenzeichen versehene Haus Goeres (1621) Der Name ist untrennbar mit dem Briedeler Schöffenmahl verbunden.
Ein so intimer Kenner des Briedeler Pflasters wie Norbert Schneiders weist auch auf weniger offensichtliche Schmuckstücke hin wie das traumhalfte alte Portal hinter einem hohen Zaun und den charmanten, 1984 aufgestellten Brunnen von Paul Milles mit kleinem Geschichtstest. In Stein gemeißelt hat er Briedels Wurzeln und Werken zwischen Wingert und Mosel, Korn und Grumbeere, „Hei-Mache“ unn „Luh-Schelle“. Das Schälen junger Eichenrinde um Leder zu gerben war neben dem Weinbau ein einträgliches Geschäft.
Wenn die rauen Burschen im Fährhaus mit Pferdestation für die Treidelschiffe einkehrten, dann ging es in Briedel hoch her, weiß Schneiders. „Ich hab dieses alte Haus noch nie richtig gesehen“, wundert sich ein Briedeler Mitläufer. Wer ahnt schon, dass sich hinter dem großen Winzerhaus mit der um 1900 entstandenen beeindruckenden Bruchsteinfront eines der ältesten Bauwerke Briedels verbirgt? Kreuzgewölbekeller und Hinterbau stammen aus dem 15. Jahrhundert, nur die Fachwerkfassade wurde durch Bruchstein ersetzt. Was für ein wunderbarer und sorgfältig behauener Bruchstein, bewundert eine Fachfrau und spontan erklärt sich der von dem Auflauf vor seinem Anwesen überraschte Eigentümer bereit, den Besuchern einen Blick in seinen Keller zu gewähren.
Mehr als 80 Stufen sollen es sein, die zur Pfarrkirche führen, die über den Briedeler Dächern wacht. St. Martin, die barocke Pfarrkirche (1776), beeindruckt mit herrlicher Deckenmalerei, einer Orgel aus der Werkstatt der berühmten Stumm-Familie und prachtvollem Altar.
Um die Briedeler Kirmes zu beleben wurden wenige besinnliche und einträgliche Weinproben in der Kirche veranstaltet, die dann von Trier verboten wurden bedauerte Schneiders. Denn die Einnahmen seien für den Erhalt des Gotteshauses nötig. Allein für die in absehbarer Zeit fällige Restaurierung der Deckengemälde müsste man mit 500.000 Euro Kosten rechnen.
Mit einer gemeinsam gesungenen Liebeserklärung an den Moselstrand klang der Spaziergang über den Dächern von Briedel stimmungsvoll aus. Einige Gäste verlängerten ihren Besuch etwas später noch mit einem Glas „Briedeler Herzchen“.“