Bullay Mundartabend

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Mir schwätze Platt – Dou och ?
Neunter Mundartabend in Bullay war ein voller Erfolg

Die Mundart-Initiative im Kreis Cochem-Zell e.V. hatte zu ihrem neunten Mundart-Abend seit der Vereinsgründung vor fünf Jahren eingeladen – und viele folgten der Einladung. Als der Vorsitzende Josef Buchholz um 17 Uhr das Podium zur Begrüßung betrat hatten sich an die zweihundert Besucher in der Bullayer Mehrzweckhalle eingefunden. Bürgermeister Matthias Müller bedauerte in seinem Willkommensgruß dass er als Kind die Chance versäumt habe, echtes Bullayer Platt zu lernen. Dass das Bullayer Platt nach wie vor gut und gerne gesprochen wird, bewies später sein Mitbürger Michael Brück.

Aber der Reihe nach: Den Reigen der Plattschwätzer eröffnete Beate Franzen aus Neef mit „Die Mussel es schie“. Ihr Vortrag könnte unverändert von der Moselland-Touristik übernommen werden lobte sie doch ihre reizvolle Moselheimat aus vollem Herzen. Dass vor hundert und mehr Jahren viele Hunsrücker nach Amerika ausgewandert sind brachte die Familie von Agnes Wilhelms aus Peterswald in den 50er Jahren in Verlegenheit. Denn es hatte sich „Besooch aus Amerika“ angemeldet. Aber wo bringt man die angemessen unter – ohne Bad und nur mit Plumpsklo am Misthaufen. Die Lösung: Des Häuschen mit Herzchen an der Tür wurde frisch tapeziert. Agnes Wilhelms verstand es, das ganze „Drama“ wunderbar zu beschreiben.

„Kuriuses häi in ohser Gäjend“ war der lnhalt eines musikalischen Beitrags von Eva Maria Schäfer und Hildegard Bauer aus Alf für den die beiden Alfer Damen viel Beifall erhielten. Aber auch „Größen“ aus der Eifel wurden aufgeboten: Werner Wendel aus Laubach, nicht nur groß von Gestalt sondern auch großartig in seinem Vortrag „Wie et freher als Konner woa“ brachte die Halle zum Beben. Essenz seines Vortrags: Auch ohne
viel Gehabe um Gesundheitsprobleme, ohne Logopäden, ohne Nachhilfe, ohne Psychologen ist die Generation der heute 60, 70 oder 80jährigen zu rechtschaffenen und erfolgreichen Bürgern geworden. Den ersten Block an Vorträgen schloss Michael Brück aus Bullay ab. Zwar noch recht jung an Jahren wusste er doch viel zu erzählen, wie man „freha“ gelebt, gearbeitet und seine Freizeit verbracht hat.

Ihre Liebe zur Natur dokumentierte Liesel Franz aus Maiermund, zwar Gemeinde Briedel aber gefühlt zum Hunsrück gehörend, mit ihren selbst verfassten Vorträgen „Dä Appelbaam“, De Kierschebaam im Herbst“ und „Stermischer Wind“. Liesel Franz hat ihre Geschichten und Gedichte in mehreren Bücher veröffentlich und ist Mitglied des Autorenkreises Hunsrück. Eher nachdenklich war auch der Vortrag von Inge Pulger von der Pulgermühle im schönen Flaumbachtal mit dem Titel „Ebbes von gessda, ebbes von hout“. Sie hat damit den Leuten vom Hunsrück nicht nur auf „Maul“ sondern auch ins Herz geschaut.

„Batt oss en Oma ?“ fragte Eva Maria Schäfer, zwar wohnhaft in Alf aber aufgewachsen in Auderath im schönen „Platt“ Ihres Geburtsortes. Wie käme manche junge Familie zurecht ohne die Hilfe der Oma die immer als „Retter in der Not“ parat steht. Als „Jung vum Land“ präsentierte sich Josef Oster-Daum aus Binningen. Seine mit der Gitarre begleiteten Lieder, alltägliche Situationen beschreibend, kamen beim Publikum hervorragend an und der Refrain „verläscht Liminat“ wurde vom ganzen Saal mit gesungen.

Franz Börsch aus Zell, aber innerlich ein Mörsdorfer geblieben, sprach über die „Good aal Zäit“ und weckte bei den vielen älteren Besuchern alte Erinnerungen. Den Saal in Stimmung brachten „Die Zwei“ aus Müllenbach, Rolf Peters und Johannes Schwall mit ihrer Moritat „Ooch Verwandte“. Freud und Leid von Verwandtenbesuchen verstanden die beiden Sänger perfekt zu skizzieren. Zurück zur Mosel berichtete Peter Stork, ein echter Kaimter, über seine Mitbürger „die Kaamder“. Er wußte von zahlreichen Geschichten und Schnurren Kaimter Originale zu berichten und hatte damit die Lacher auf seiner Seite.

Als Walter Becker aus Forst-Eifel mit seinem Vortrag „Resi unn die Schroute“ angekündigt wurde stellte sich die Frage: Was sind „Schroute“? Man erfuhr sehr schnell, dass das in Forst und Umgebung Truthähne sind um die sich im Vortrag von Walter Becker eine fantastische Geschichte mit viel Wind rankte. Vorläufig letzter Programmpunkt war der Beitrag von Manfred Millen aus Altstrimmig: „Frehjahr – Summa – Herbst unn Wenda“. Die tolle Kombination der Beschreibung der vier Jahreszeiten und die Art des Vortrags zeigte die „Bühnenerfahrung“ von Manfred Millen, der die Theaterszene auf dem Strimmiger Berg viele Jahre stark beeinflußt hat.
Gewissermassen als „Zugabe“ kam nochmals Inge Pulger auf die Bühne um ihr inzwischen überall bekanntes Lied „Ooos Heimat ess schie“ begleitet von ihrem Ehemann Paul Heinz auf dem Piano vorzutragen.

Mit Witz und Schlagfertigkeit führte Werner Arbogast aus Ediger-Eller als Moderator durch die gelungenen Abend. Es wurde manche Träne vergossen an diesem Abend – vor Lachen und vor Rührung und nach gut drei Stunden Programm und bewirtet von den Helfern des VfL Bullay-Alf ging man voller schöner Eindrücke und Erlebnisse nach Hause.

Gerhard Schommers