Das Mitglieder der Mundartinitiative, Rudolf Hochscheid aus Reil, hat inzwischen drei Bände mit Ausdrücken und Geschichten in Reiler Platt herausgebracht.
Reiler Platt 1
http://www.nilles.info/reiler_platt.htm
Reiler Platt 2
http://www.goldlay.de/tex_platt.htm
Interview – Reiler Platt 3
Frage: Herr Hochscheid, Sie haben nach dem „Moselländischen Wörterbuch“ ein weiteres Buch geschrieben mit dem Untertitel: „Moselfränkische Traditionen“. Was war der Hintergrund dafür?
Antwort: Auf diese Frage möchte ich zwei Antworten geben:
Antwort eins: Das Dialekt und auch die Art und Weise wie sich in einem Moselort das Leb en abspielte, gerät immer mehr in Vergessenheit. Jetzt ist es also höchste Zeit, das zu dokumentieren, was an Informationen noch verfügbar ist. Wenn es jetzt nicht dokumentiert wird, ist in einigen Jahrzehnten alles vergessen. Das wäre sehr schade.
Antwort zwei: Eigentlich hatte ich schon immer vor, die Gestaltung der arbeitsfreien Zeit in der Mitte des letzten Jahrhunderts zu beschreiben. Ich habe aber sehr früh festgestellt, dass dieses Thema viel zu umfangreich ist, als es in einem eigenen Kapitel in einem anderen Buch zu darzustellen. Deswegen gibt es jetzt den Band drei.
Frage: Sie haben gerade den Begriff „arbeitsfreie Zeit“ benutzt. Was verbirgt sich hinter diesem Begriff?
Antwort: Beim Zusammenstellen der Themen fiel mir auf, dass sich das Leben an der Mosel in Arbeitszeit und arbeitsfreie Zeit aufteilt. Das gilt natürlich auch für die Eifel und den Hunsrück. Aber jede Altersgruppe hat ihre eigenen Vorstellungen, wie man die arbeitsfreie Zeit gestaltet.
Für Kinder gibt es eine Vielzahl an unterschiedlichen Spielen, die bei der heutigen Jugend kaum noch bekannt sind. Dazu gehören Spiele, die überall in den Orten gespielt wurden. Es gehören aber auch Spiele dazu, wie sie nur in Reil gespielt wurden.
Sehr umfangreich gestalten sich die Themen um das Schlagwort Traditionen, sowohl für Kinder als auch für Erwachsene und gelebte Traditionen in der Ortsgemeinschaft oder in der Kirche.
Frage: Können Sie ein Beispiele nennen?
Antwort: Natürlich. Bei den Kindern ist des das Klekatte schpille oder Heppehäisje und bei den Erwachsenen sind es die Kartenspiele Mensches und Kulör. Alle haben ihr ganz eigenes Regelwerk. Natürlich geht es ums Gewinnen. Aber diese und auch andere Spiele sind in Bezug auf das Sozialverhalten etwas besonderes. Man konnte jederzeit in ein Spiel einsteigen oder aussteigen und bei den Kartenspielen war es möglich, entweder zu dritt, zu viert oder mit sechs Spielern zu spielen.
Bei den Traditionen sind besonders hervorzuheben die sogenannte Kinderbelustigung an der Kirmes und die Aktivitäten an Fastnacht.
Frage: Gibt es weitere Dinge, die aus der heutigen Sicht besonders auffallen?
Antwort: Ja! Früher haben Kinder ganz anders gespielt als heute. Für jedes Spiel gab es klare Regeln. Gespielt wurde mit wenigen Ausnahmen ausschließlich draußen. Aufpasser gab es keine. Die Kinder mussten lernen damit umzugehen, nicht immer als Gewinner dazustehen. Man lernte also das Verlieren.
Frage: Im Buchtitel steht auch das Wort „Traditionen“. Wie ist dieses Thema in Ihr Buch integriert?
Antwort: Unter Traditionen verstehe ich Aktivitäten, die nicht zum täglichen Arbeitsablauf gehören, jedoch im Dorfleben und auch im Familienleben eine besondere Rolle spielen. Als Beispiel möchte ich die Fastnachtstage anführen. Früher gingen die Kinder an den Fastnachtstagen von Haus zu Haus und sangen das Lied Houswääsje und sagten auch noch Sprüche auf, die dazu führten, dass man ihnen dafür Süßigkeiten gab. Dieser Brauch ist aus mehreren Gründen gänzlich eingeschlafen. Zum einen schafft man es heute nicht mehr, Kinder zu motivieren, in die Häuser zu gehen und Houswääsje zu singen. Süßigkeiten gibt es bereits im Überfluss. Zum anderen sind die Haustüren im Gegensatz zu früher heute verschlossen und es wird dann auch selten geöffnet, wenn geklingelt wird. Viele Kinder kennen dieses Lied auch nicht mehr.
Frage: Welche Traditionen werden denn sonst noch in Ihrem Buch behandelt?
Antwort: Kirchliche Traditionen nehmen einen breiten Raum ein und auch andere Traditionen, die sich in der Dorfgemeinschaft abspielen. Traditionen, die von der Jahreszeit abhängig sind und Traditionen, die sich im Ort entwickelt haben. Hierzu gehört Moto-Cross, das von den Kindern voll übernommen wurde.
Frage: Für wen haben Sie das Buch eigentlich geschrieben?
Antwort: Da sich der Inhalt des Buches auf Reil bezieht, ist die Zielgruppe für mich in Reil zu suchen. Wer gerne in der Erinnerung schwelgt findet hier vieles, was ihn an seine Jugendzeit interessiert. Jüngeren Lesern gibt das Buch einen Einblick in die Welt ihrer Eltern und Großeltern. Sie können feststellen, dass es hier viel gab, auf das die ältere Generation im Ort heute noch stolz ist.
Auch wenn man nicht aus Reil kommt, bietet dieses Buch einen Blick zurück und man kann sicherlich vieles im eigenen Dorfleben von früher wieder erkennen.
Frage: Wo kann man das Buch kaufen
Antwort: Entweder direkt bei mir, Moselblik 33 oder in Reil in der Kaiserstraße bei Getränke Weihrauch.