Moselfränkisch

Das Moselfränkische - Mosel - Hunsrück- Eifel

Eine Gegenüberstellung der Gemeinsamkeiten und Unterschiede im Platt unserer Region. Unter dem Link „Wörterbücher“ findet man auf unseren Seiten Wortsammlungen verschiedener Orte im Kreis Cochem-Zell. Mit der nachfolgenden kleinen Auswahl von Platt-Ausdrücken stellen wir Gemeinsamkeiten und Unterschiede im Platt von Eifel, Mosel und Hunsrück nebeneinander. Gerne nehmen wir in diese Gegenüberstellung noch weitere Orte unserer Region auf. Gerhard Schommers nimmt entsprechende Wortlisten entgegen. Das Wörterbuch mit Vergleichen des Platt wurde um "Greimersburg" erweitert. Somit sind folgende Orte aufgenommen: St. Aldegund, Mörsdorf, Urmersbach, Cochem Zell und Greimersburg. Mal anklicken: woerterbuchmoseleifelhunsrueckorginal2.pdf [17 KB] . Bitte melden an: info@schommers-wein.de 

Das Moselfränkische

„Das Moselfränkische wird im Stromgebiet der Mosel gesprochen und schließt Teile von Luxemburg und Lothringen, die mittlere und untere Saar sowie die moselnahen Gebiete von Eifel und Hunsrück, sowie das Mittrheintal und rechtsrheinisch Teile von Taunus, Lahntal, Westerwald, Siegtal und Siegerland ein.“

Am Ende der Römerzeit gab es in der Provinz Belgica I, welche das gesamte Gebiet um Mosel und Saar einnahm, einen romanischen Sprachraum, bevölkert von keltischen Stämmen, besonders den Treverern an der Mosel. Gleichzeitig hatten sich hier vieleLaeten angesiedelt, germanische Söldner in römischem Dienst. Man sprach also ursprünglich Latein an der Mosel.
Nach dem Zerfall des römischen Reiches übernahmen die Franken die links-rheinischen Gebiete und unter Clodwig, ausgehend von der Provinz Belgica II große Teile Galliens. Das Moselromanische entwickelte sich weiter. Trotz der Überlagerung durch fränkische Siedler und damit germanischer Sprache hielt sich eine romanisch-lateinische Sprachzone noch bis ins 8. Jahrhundert, an der Mosel sogar in einigen Sprachinseln noch bis ins 11. Jahrhundert.

Dann kam es im deutschen Sprachraum zu dem, was die zweite Lautverschiebunggenannt wird. Diese Lautverschiebung dient heute noch zur Differenzierung der deutschen Mundarten.

Am Rhein entlang bauten sich die mittel-/rheinfränkischen Dialekttypen auf. Etwa im Bereich des Kurfürstentums Trier bildete sich das Moselfränkische. Auf der Basis des Moselfränkischen bildeten sich regional und auf Dorfebene mehr oder weniger starke Eigenarten der Mundart, in der Region auch Platt genannt. Heute spricht jedes Dorf unserer Region sein eigenes Platt. Der geübte Platt-Schwätzer hört an Färbung und Tonfall der Sprache, natürlich auch an bestimmten Worten und Redewendungen, aus welchem Dorf der Gesprächspartner kommt – oft sogar, wenn dieser Hochdeutsch spricht – oder es versucht.

Platt zu sprachen war für die Bewohner unserer Region bis in die 60er Jahre eine Selbstverständlichkeit. Es kam dann die Mode auf, mit den Kindern Hochdeutsch zu sprechen, angeblich, weil damit die Kinder besser für die Schule und das Leben vorbereiter würden. Das war und ist eine irrige Annahme. Oft war das den Kindern beigebrachte Hochdeutsch eine Mischung aus Hochdeutsch und Platt und die Kinder lernten weder das Eine noch das Andere richtig.

Heute ist es wieder „in“, Platt zu schwätze. Und das ist gut so. Welcher Bayer, welcher Schwabe, schämt sich seines Dialekts? Weshalb sollten es dann die Bewohner der Mosel-Region tun?

Positive Beispiele sind zahlreiche Theatervereine, die ihre Stücke im dörflichen Plattaufführen, z. B. in Bremm und Reil. Dies und zahlreiche Veröffentlichungen in Poesie und Prosa in Platt und nicht zuletzt unsere Initiative sollen dazu beitragen, dass u n s e r e Mundart auch in Zukunft gesprochen und gepflegt wird.

Gerhard Schommers

Bie, bo unn batt?

Bie, bo unn batt? Mia schwätze Platt.Von Manfred DietzenPlatt, Dialekt oder Mundart – wie erklären wir es unsern Kindern? Wann ist es Platt (flach), wann Dialekt (Ausdrucksweise) oder wie drückt sich Mundart (regionalgebundene Sprachform) aus? Dabei geraten wir schon ins stolpern, wenn wir versuchen, die Mundart mundartlich zu ersetzen: Wir suchen vergeblich, es gibt keine Mundart für die Mundart - oder etwa doch? Heißt es etwa Mouloat (hal’et Moul), oder eher Schnüss- bzw. Schnissoat (watt dengelt dä wäa die Schniss)? Schnabeloat scheint uns dagegen doch etwas zu tierisch auszufallen (dä schwätzt bie’em dä Schnabel gewoaß ess). Wir werden wohl noch lange suchen müssen, bis wir ein passendes Ersatzwort für die Mundart gefunden haben und ein penibler Zeitgeist wird hier einwenden: „Datt ess doch kaan Oart, loo fäält joo suwiesu datt r“. Nun ja, hin und wieder bleibt es drin, oft fällt es aber auch raus (batt ze’vill ess, ess ze’vill). Und weil die Moselfranken allgemein ein sparsames Völkchen sind, sparen sie auch an anderen Stellen gerne Buchstaben ein – fast überall dort, wo im Hochdeutschen ein Wort mit einem Vokal endet. So wird aus der Brücke die Breck und aus der Mücke die Meck (watt net niedesch ess, ess unniedesch). Allerdings hört man auch meijne Mann (mein Mann), dagegen wiederum meijn Fra (meine Frau). Doch am sparsamsten kommen uns dabei die Kaisersescher vor, ihnen gelingt es mühelos, mit einem Vokal und zwei Konsonanten, ganze Sätze zu bilden: „Daat dat dat? – (unn) dat dat dat daat!“. Ähnlich sparsam klingt auch: „Enn Homma homma, homma och’en Zang?“.Apropos suchen: Mancherorts soochen’se no , im nördlichen Kreisteil sicken’se datt und etwas weiter östlich davon don’se et seeche – heute allerdings nicht mehr so intensiv wie früher. Datt giet, gait, jiet, jat, jät unn jet awwa och net, sich so ordinär gehen zu lassen. Jedoch mit dieser Schinanz hätten wir fast unsere Mundart selber vatesdenäat. Offensichtlich begann das mit der Annexion der Rheinlande durch die Preußen, denen man gerne nachsagt, sie hätten uns gut verwaltet aber schlecht regiert. Ihre als strack geltenden Beamten besetzten die hiesigen Amtsstuben mit Noblesse (noch keine Mundart), feiner Bildung und einer nichtalltäglichen Sprache. Dem gebot es sich anzuschließen (wea nix off sesch hällt, dä brängt’et och ze’nix), was zu manchen hochdeutschen Wörtern mit Striefe führte, wie es die Kölner ausdrücken und die Mundart zu einer Verständigung des Jesocks mutieren ließ. Dabei waren selbst nicht alle Preußen von „hochdeutschem“ Geblüt (wo hamm’se jedient?). Nicht zuletzt haben auch die ersten feinen Piefges Wirkung gezeigt, die damals zu uns in die Sommerfrische kamen. Wie schwer muss es da einem im Hochdeutschen jungfräulichen Stubenmädchen gefallen sein, ihnen sprachlich entgegenzutreten? – man hörte es, wenn sie die feinen Gäste auwenuppen geleitete, sich selbst aber owwenoff am wohlsten fühlte. So muss man neidlos eingestehen, dass die Regierungsstädter – die Kowwelenza – den Spagat zwischen Altplatt und dem eingeschobenen Hochdeutsch am besten meisterten – man vernimmt es heute noch: „Wer mich einlade dut, der muss Geld hann“. „Peng!“ soot dä Schäng, do warem de’Bochs ze’eng. Den (Jean) haben wir vermutlich als franzisesche Kowwelenza auch bei uns eingebürgert. Je nach Leibesfülle wurde er verschiedentlich auch zum Schang, konnte aber unseren Hannes nie vertreiben, vorausgesetzt, dass der nicht für die Huh – Schull vorgesehen war. Dann musste sich der Johannes öfter von der Mutter tadeln lassen: „Sprich ordentlich, schließlich soll mal etwas aus dir werden“. Denn: „Wea nix weat, weat Weat“ (auch Wiat). Wir erinnern uns hier an die Spargenies unter den Mundartschwätzern, und stellen bei der Gelegenheit ebenfalls fest, dass es stellenweise der Weatschafte imma winnia wäare. Nach Extravaganz klingt es dagegen nicht, wenn wir der früheren Hausfrau in den Mund legen: „Kaffekränzje, Mäadeleschwänzje“ - will heißen, dass auch die einfache Bauers- oder Winzersfrau zu festlichen Anlässen das Haus nicht ungeputzt und ohne Vogelfederchen an Bluse oder Hut verlassen hat. Heute werden die durch ein Tattoo ersetzt – mit einem Amselfederchen hat man nichts mehr am Hut. „Heil Dir im Siegerkranz, wäa meijne Weck noch janz“, sangen unsere Väter auf dem Heimweg nach den Feierlichkeiten zu des Kaisers Geburtstag. Dabei fällt mir auf, dass es auch für den Sieg an einem geeigneten Mundartwort mangelt – offensichtlich war’et valäre geläufiger und jewunne hat man nur an Erfahrung. Dafür trat das französische Lehnwort einen um so größeren Siegeszug bei uns an. Dahinter steckt wohl des Alten Fritzes Vorliebe zur französischen Maneer (manier) und speziell sein Pläseer (plaisir) gegenüber deren Lauten. Noch diskutieren wir darüber, ob wir unsere Begeisterung dafür auch seinen Enkeln in die Schuhe schieben dürfen, ihre Schandarme (gens d`armes – Waffenleute) waren jedenfalls zum drillkse stehts parat (prét). Und auch heute hält ein uniformiertes Schamisettje bzw. Schammisettche (chemise – Hemd) den Fillu (filou) manchmal davon ab, im deijsdare ze ageere (agir), und wir ersparen uns manche Bredullisch (bre douille), wenn wir unsere Mitspieler beim Kartenspiel nicht zu beduppe (duper) versuchen. Das Bisiklett (bicyclette – Fahrrad) kommt anscheinend wieder so langsam in Fahrt, hingegen Buddik (Lotterwirtschaft) mehr und mehr verdrängt wird und wir uns statt dessen zunehmend an die Boutique gewöhnen müssen. Indes erscheinen uns verschiedene Wortdeutungen nicht immer ganz plausibel zu sein. Nehmen wir als Beispiel unsere altvertrauten Pöltja oder Pellscha (Junghühner), die man gerne vom französischen „la poule“ ableitet. Wenn die allerdings schon in einer Urkunde des frühen 16. Jahrhundert als Pelen vorkommen, darf man die schwerlich von französischen Lippen abgelesen haben. Ob nun so oder so, wir nehmen es mit rheinischer Gelassenheit – janz bie’et Lien well. Auf jeden Fall ist es aber erstaunlich, wie die französischen Sprachwurzeln bei uns so gedeihen konnten. Man versucht es mit dem Reiz des Fremdartigen zu erklären, was dennoch dem ähnelte, mit dem fast täglich in der Kirche gesungen und gebetet wurde. Damit wären wir dann beim Latein angelangt: „Dominus wo bist du?“ – „Hennerem Aldoa unn green’de Bochs net zoo!“ (dem Messdiener Dominus war am Hosenbund die Spengel aufgegangen). Es gab auch früher sicher kaum einen Jugendlichen, der nicht schon mal die sonntägliche Andacht jeschwänzt hat (warum geschwänzt, hat hier der gehörnte und geschwänzte seine Finger mit im Spiel?), und es ist immer an einem Sunnesch, wenn der Pastor das Credo (Glaubensbekenntnis) verkündet (batt dou looh von dia jess, ess och kai Credo). Den Kavenzmann (cavere) können wir uns schon nicht mehr wegdenken und wer in die Petz reintritt, muss wissen, dass er das ebenso in das lateinische „puteus“ tut. Doch wer mit dem Pool (palus) winkt, tut das nicht immer aus dem Wingert (hortus vinum) heraus, hält den Garten (hortus) am Besten aber mit einem Klousda (claustrum) unter Verschluss. Der Beispiele ließen sich unendlich fortsetzen, wenn uns auch einige nachdenklich stimmen. Das Paternosta (Vaterunser) geht an zahlreichen Zeitgenossen schon vorbei und der Paternosta (Aufzug) wurde von der Technik schon lange eingeholt.Gott sei Dank erfährt unsere Mundart derzeit wieder eine Renaissance – auch Dank einer Initiative gleichen namens. Das ist gut so, schließlich ist sie sehr viel älter als unser Hochdeutsch, und wir sprechen außerdem mehr als wir schreiben und lesen; sie ist Tradition und Heimat zugleich. Dabei fällt mir ein Gedicht des ripuarisch schreibenden Franzjosef Schneider aus Bad Honnef ein, das Dr. Elmar Heinen vor Jahren während einer Veranstaltung vorgetragen hat: „Heimat / Se kläv wie Lehm am Schohn. / Un wells de wandere, / Se löht dich john / Bes an et Engk der Welt. / Se weiß, dat se ding Hätz behält. / Un füer de letzte Reis / Hüers de se rofe: / Komm heim, zom schlofe!“ Nun stellen wir fest, dass es keine allseits zufriedenstellende Schreibweise für die moselfränkische Mundart gibt. So ist der Verfasser, der versucht hat, die unterschiedlichen Mundarttöne kreisweit zu verteilen, sich dessen bewusst, dass er des Nagels Kopf nicht immer getroffen hat. Zu weit voneinander entfernt liegen oft die verschiedenen Aussprachen und eine lautgetreue, leserfreundliche Schreibweise ist nur in den wenigsten Fällen möglich. Wir haben eben schon erfahren, dass das „r“ manchmal heruntergeschluckt, von anderen Zungen dagegen überbetont wird. Zu Zungenbrechern präsentieren sich nicht selten Vokale, die sich unnatürlich weit ausdehnen und Nuancen mitführen, die sich kaum niederschreiben lassen. Als Beispiel sei das „o“ genannt, dass auch als „oo“ nicht die Feinheiten wiedergibt, die in der Aussprache stecken. Kaum anders verhält es sich bei den Konsonanten; ist es nun richtig ein „ai“ (sait - seit) zu verwenden, oder passt eher ein „eij“ (seijt – seit)? Man wird das grundsätzlich nicht verallgemeinern können ohne die lokalen Unterschiede und die persönlichen Eigenheiten vergewaltigen zu wollen. Deshalb versucht bitte nicht, die uns angeborene Mundart in eine Einheitsschablone zu pressen, lasst sie uns wie sie örtlich gewachsen ist und macht aber auch aus einem Jelladje bzw. Gellartsche (Goldammer) kaan fussesch Mesch. Wir verstehen uns im Hunsrück, in der Eifel und an der Mosel, auch wenn wir das geschriebene Wort oft nur sehr schwer bekäppe kinne. 

"Eich kann Pl@tt" heißt die neue CD, die der Hunsrücker Heimatdichter Josef Peil herausgegeben hat, ist jetzt im Buchhandel oder auch bei Josef Peil, Johann-Steffen-Straße 6, 56869 Mastershausen oder Online über josef.peil@t-online.de bestellbar. Preis: Euro 9,9o. ISBN 978-3-00-035483-0.